Sonntag, 26. Mai 2013

Bienvenidos a Huánuco! Herzlich Willkommen in Huánuco!


Seit zwei Wochen sind wir jetzt schon in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und schaffen es erst jetzt einen Eintrag zu schreiben. Wir kommen jeden Tag ein bisschen mehr hier an und sind selbst erstaunt, wie schnell die Stadt und ihre Eigenheiten und auch die Arbeit bei Chance und unsere Nestbauaktivitäten wie selbstverständlich zu unserem neuen Alltag dazugehören. Fragt man die Einwohner so herrscht in Huánuco „el mejor clima del mundo“ - das beste Klima der Welt, was auch treffend scheint. Die Sonne scheint fast den ganzen Tag, es sind ca. 25-30°C, abends kommt ein wenig Wind auf und ansonsten ändert sich das Wetter nicht wirklich. Morgens gibt es noch ein paar Wolken, aber durch die Sonne sind die bis um 8 / 9 Uhr verschwunden. Und die Leute sagen, dass es das ganze Jahr über so bleibt.... (!) Nur in den Monaten Dezember bis März kommt die Regenzeit und dann ist es ein wenig kälter. Die andauernde Sonne hat aber zur Folge, dass es mittags wirklich ziemlich heiß ist und wir „gringos“mit unserer hellen Haut lieber in den Schatten  flüchten. Da monatelang kein Regen fällt ist es auch sehr trocken und die Arbeit auf dem Felde dementsprechend hart. Extrem wichtig sind daher die Wasserwege und die Bewässerung der Felder, wenn man auf dem Dort wohnt.

Eine Wohnung? Ein Zimmer? Ein Bungalow!

Am Samstag, den 11. Mai, wurden wir am Busbahnhof von Luis, dem Leiter von Chance Peru in Empfang genommen. Die ersten beiden Nächte haben wir dann bei ihm zuhause verbracht, da die Büroräume von Chance am Sonntag geschlossen sind. Am Montag sind wir dann in das Gästezimmer im Begegnungszentrum gezogen, wo wir nicht mal eine Woche gewohnt haben. Spontan und mit Gottes Hilfe haben wir nämlich eine Anzeige eines Zimmers gefunden, in dem wir jetzt wohnen. Wir haben es angeschaut und nachdem uns keine Gründe eingefallen sind, wieso wir hier nicht einziehen sollen, haben wir zugesagt.
 Unsere Wohnung, oder sagen wir besser unser Zimmer befindet sich in einem ruhigen Stadtviertel namens „Paucarbambilla“. Wir wohnen im 2. OG (und grüßen hiermit besonders alle 2.-OG-WUMSerInnen =O), etwas nach hinten versetzt, so dass wir nach vorne eine große Terrasse haben. Unser Zimmer, Sarah hat es mal Bungalow genannt, ist sehr einfach, für unsere Zwecke aber vollkommen ausreichend. Vielleicht ca. 3x8m groß, nochmal getrennt in der Mitte durch eine Metallwand, mit WC und Dusche (zusammen, wenn der eine duscht und der andere gerade auf dem Klo sitzt, werden beide nass und kalt....=O) und einem Spülbecken.
Wir sind immer noch dabei uns einzurichten, da es vollkommen unmöbliert war.  Jeden Tag versuchen wir ein wenig zu erledigen und zu besorgen (wobei es mir (Sarah) nicht schnell genug gehen kann), so dass in ein bis zwei Wochen (hoffentlich aber schon viel eher) unser Nest vollkommen ist. Momentan fühlt es sich noch nach etwas Vorübergehendem an. Von Chance haben wir einige Sachen bekommen, aber wir haben auch schon einiges gekauft. Wir können schon Müsli und Tee kochen (Juchhu....wir haben Müsli gefunden), da wir zwei Herdplatten haben und eine dazugehörige Gasflasche ( =Riesig). Herde mit Elektrizität sind hier nicht so häufig anzutreffen. Eine Matratze war unsere erste Anschaffung und eine Kommode und einen Esstisch können wir auch schon unser eigen nennen.=O)


Chance Peru

Gleich am ersten Montag ging es los. Erstmal eine kurze Vorstellung aller MitarbeiterInnen sowie der Arbeitsbereiche und dann wurden wir immer mehr in die Arbeit mit hineingenommen. Wir beginnen um 8h und arbeiten bis mittags um 13h, danach gibt es 2 Stunden Mittagspause und dann geht es noch von 15h bis 18h weiter. Da an den Wochenenden mit den Kids von „Padrinazgo“gerade einige Aktionen laufen, sind wir auch zur Zeit auch Samstags nochmal von 8h bis 13h eingespannt.

Im Begegnungszentrum selber ist die Akademie untergebracht. APPA – Academia Preuniversitaria Peruana Alemana – peruanisch-deutsche voruniversitäre Akademie. Die Bildungslandschaft in Peru ist so aufgebaut, dass es zwei Arten von Schulen (und auch Universitäten) gibt: die staatlichen und die privaten. Die Ausbildung im staatlichen Zweig ist leider nicht ausreichend, um eine Aufnahmeprüfung für ein Studium zu bestehen. Aus diesem Grund haben sich „Akademien“ herausgebildet – welche interessierte Jugendliche innerhalb von 3 Monaten auf die Aufnahmeprüfungen an den Unis vorbereiten. Die Akademie von Chance ist für einkommensschwache Schüler bzw. Familien gedacht, da die Kosten zur Hälfte von Spendern übernommen werden. Die Akademie wird von Daniel gemanagt, richtig mitarbeiten können wir da nicht, da die Kurse sehr themenspezifisch sind und von Lehrern bzw. Professoren gegeben werden. Genau an unserem ersten Tag, am 13. Mai, hat wieder ein Trimester begonnen. Da noch Plätze frei waren, haben wir in den ersten Tagen viele Flyer verteilt und zur Akademie eingeladen. Daniel hat uns auch schon gefragt, ob wir vielleicht Englisch- und/oder Deutschunterricht geben könnten. Vamos a ver = Wir werden sehen.

Die Arbeit von Josi betrifft die Vergabe von Mikrokrediten zum Starten oder Verbessern von Kleinunternehmen, um eine bessere Einkommensbasis für den Einzelnen bzw. die Familie zu schaffen. Josi nahm uns zu einer Kreditübergabe mit und auch zu den weniger angenehmen Mahnungen vor der Einleitung gerichtlicher Verfahren wegen überfälliger Rückzahlungen. Für eine Vergabe muss sich eine Gruppe von vier bis acht Personen finden, die alle jeweils ein kleines Geschäft haben. „Unsere“ Gruppe war sehr gemischt, 3 Männer, 2 Frauen alle zwischen 18 und 50 Jahren. Von der jüngeren Frau wurde ich (Sarah) auch prompt gefragt, ob ich nicht Patentante ihres wunderwinzigen 2 Wochen jungen Söhnchens werden möchte...Wir haben uns erstmal darauf geeinigt, dass wir uns allesamt näher kennenlernen, aber bis auf eine weitere kurze Begegnung in San Luis auf der Straße haben wir uns nicht mehr gesehen. Mit den Mikrokrediten werden nur kleine Unternehmen unterstützt (Mototaxi, Straßenladen, etc.). Es kam bisher nur einmal vor, dass zwei Personen bei einem Geschäft beschäftigt waren. Pro Person wird ein Kredit von 300 Soles gezahlt (etwas weniger als 100€; 1€ = 3,5 Soles), der dann in sechs Monatsraten zurückgezahlt wird, leider nicht zinsfrei, wie wir ursprünglich annahmen. Bei zuverlässiger und pünktlicher Rückzahlung kann erneut ein Kredit aufgenommen werden, der dann auch höher ausfallen darf. Bei der Kreditübergabe, bei der wir dabei sein durften, wurden zuerst von jeder Person die Daten aufgenommen und dann ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Anschließend gab Josi den Kreditnehmern anhand selbsterstellter Plakate noch einige Tipps, wie sie ihre Kleinstunternehmen verbessern können. Wir hatten viele Fragen an Josi und konnten uns auch noch nicht auf alle Antworten einen Reim machen. Wird bestimmt noch spannend werden, wobei wir bestimmt weniger im Bereich Mikrokreditvergabe eingesetzt werden, da dies vor allem Büroarbeit und Beratung erfordert. Hierfür fehlen uns einfach die spezifischen Sprachkenntnisse (und mir (Sarah) zusätzlich auch der Wirtschaftssinn).

Dann gibt es das Patenschaftsprogramm („Padrinazgo“). Im Stadtteil San Luis (eine slumähnliche, sehr ärmliche Wohngegend) und im Dorf Ingenio Bajo werden insgesamt ca. 100 Kinder von Paten aus Deutschland durch einen monatlichen Betrag unterstützt. In den vergangenen zwei Wochen haben wir insbesondere in diesem Projekt, besonders in San Luis, mitgewirkt und dies wird bestimmt auch in Zukunft so sein. Momentan werden zwei unterschiedliche „Talleres“ (direkt übersetzt heißt es 'Werkstatt', aber natürlich eher im Sinne eines 'Workshops' ) angeboten. An den Samstagen werden Handtücher und Stoffbeutel (die am 05.06., dem Tag der Umwelt verteilt werden  und das Müllbewusstsein steigern sollen. Bei jedem Einkauf müssen wir mindestens dreimal sagen, dass wir keine Plastiktüte haben wollen.) genäht, die wir unter der Woche zusammen mit Kathy, der Psychologin, die hauptamtlich im Bereich „Padrinazgo“ engagiert ist, vorbereitet haben. Mit viel Geduld und Zähneknirschen wissen wir jetzt auch wie „Señora Siruba“ und „Señor Jack“ (die beiden Nähmaschinen) funktionieren und was sie zum flüssigen Rattern benötigen. Oft sind sie einfach viel zu schnell für uns; *schwidd* und schon biste durch, das man da korrekt näht, ist für uns Amateure fast unmöglich. Wir haben leider keine Einstellung gefunden, die das verlangsamt, sondern nur eine, die die Nadel zertrümmert. Also finden wir uns damit ab und üben uns in Geduld und im Nähen=O).
Sarah beim Kennenlernen der grossen und komplizierten Kettel-Naehmaschine

Der andere „Taller“ wird von Delhi gestaltet, der Agrarwissenschaftlerin des Chance-Teams. Dabei bauen wir mit den Kids aus Plastikflaschen Mini-Beete, die auch auf kleinstem Raum einen Platz finden. Zeitgleich bereiten die Mütter der Kids einen leckeren Salat zu, der dann von allen verspeist werden darf und auf die zukünftig erntbaren Radieschen, Salatblätter, Zwiebeln, Möhren und Korianderkräuter einstimmt. Viele der Kids mögen lustigerweise keine Radieschen. Christopher, einer der chicos, kam auf die Idee seine Radieschen an die Schildkröte des Hauses zu verfüttern, sehr zur Belustigung aller und zur Freude der sehr hungrigen „tortuga“.

beim Basteln der Flaschen

hier die fertigen Ergebnisse :)

und so sieht es dann fertig aus, nun nur noch regelmaessig giessen!
Mit Delhi fahren wir auch jeden Mittwoch nach „Ingenio Bajo“. Vormittags helfen wir den Schülern bei der Errichtung eines Schulgartens und nachmittags unterstützen wir eine Gruppe von Dorfbewohnern beim Anbau diverser Pflanzen, die sie später auf dem Markt verkaufen können. Dadurch wissen wir jetzt auch wie Kaffee gepflanzt wird und wie sensibel diese Pflanze ist. Zuerst muss der Sand gründlich gewaschen und desinfiziert werden, bevor der Samen liebevollst in die Erde gesetzt wird. Die Frauen aus „Ingenio Bajo“ sind sehr neugierig und wir sind oft das Thema ihrer Gespräche (vor allem unser Vegetarier-Dasein=O). Wenn wir das mitbekommen und darauf reagieren, sind sie oft verlegen und kichern gemeinsam. Allmählich können wir uns auch einige Namen merken. Dann freuen sie sich sehr.

beim Einpflanzen der Kaffeebohnen
 Wir könnten euch noch ganz viel mehr erzählen über unser Leben hier....aber davon beim nächsten Mal=O)
Seid gesegnet all ihr Lieben!



Sonntag, 12. Mai 2013

Choquequirao


Nachdem es Falko gelungen war ein vertrauenswürdiges und kompetentes Reisebüro ausfindig zu machen, buchten wir die Tour und suchten eifrig nach Mitläufern, die unsere Gruppe vervollständigen und den Preis etwas heruntersetzen würden. Irgendwie fand sich jedoch niemand und so waren wir am Freitagabend (03.05.) zum „Briefing“ mit unserem Guía Samuel zu dritt. Wir erhielten letzte Infos zur Tour, weise Ratschläge, wie z.B. Moskitovertreibungsmittel mitzunehmen, und unsere Packtaschen.

Früh um 5.00 Uhr am Samstagmorgen wurden wir abgeholt und mit unseren Begleitern, Timoteo dem „jefe de la cocina“ und seiner Tochter Nicolesa, bekannt gemacht. Unterwegs wurden noch allerlei Säcke und Tüten mit Brot und ähnlichem eingesammelt, aber davon bekamen wir kaum etwas mit...gähn...war ja noch so früh! Nach 4 Stunden Fahrt kamen wir in San Pedro de Cachora an. Timoteo zauberte schnell noch ein 4-Gänge Menü fürs Mittagessen und dann ging es endlich los. Uns juckten schon richtig die Füße vor Wanderlust! Am Plaza des Ortes trafen wir noch auf eine Gruppe, die gerade von Choquequirao zurückkam. Ihr Kommentar klingt noch heute in meinen (Sarahs) Ohren. „It is really worth it, even all the pain!“ Na das kann ja heiter werden. Etwas skeptisch geworden machten wir uns auf den Weg. Den ersten Tag mussten wir insgesamt schon 21km zurücklegen, wobei wir erstmal 9km ohne Auf- oder Abstiege gelaufen sind. Erst danach fing der richtige Trek an, dort wo man auch mit dem Auto nicht mehr hinkommt. Und das ging dann richtig bergab! Ein Höhenunterschied von 1400m auf 12km...da zwickten Knie und Waden. 

Da wir erst nach dem Mittagessen losgelaufen sind, haben wir die Tagestour dann auch nicht mehr im Hellen bewältigen können und die letzte Stunde haben wir nur mit Stirnlampe geschafft. Timoteo hatte die Zelte dann schon aufgebaut und es war auch schon fertig gekocht, so dass wir selber gar nichts mehr zu tun brauchten. Daran mussten wir uns erst gewöhnen! Mit zwei Pferden (na ja, eher Ponys...), die Zelte, Geschirr und Essen trugen, hatte er uns nämlich unterwegs überholt. Nach dem Essen ging es schnell ins Bett, schließlich mussten wir am nächsten Morgen wieder zeitig (6h30) aufstehen, damit wir die nächste, anstrengende Etappe noch in der Kälte des Morgens und im Schatten genießen und nicht in der prallen Sonne noch mehr schwitzen.

Der 2. Tag fing sehr lustig an, wir hatten nämlich per Drahtseilkorb einen Fluss zu überqueren.
Der „Apurimac“ (zu deutsch: „Gott spricht“) ist ein ziemlich reißender Fluss, in dem man bestimmt nicht baden gehen möchte. Eigentlich gibt es an dieser Stelle auch eine Brücke, die wurde aber vor einigen Monaten vom Fluss weggerissen. Eines Nachts gab es einen großen Steinrutsch, der den halben Fluss einnahm. Dieser suchte sich nun ein neues Flussbett und nahm dabei auch die Brücke mit. Und bis wieder eine neue gebaut ist – was sicher noch einige Zeit dauert – wurde einfach ein Drahtseil gespannt und ein Metallkorb drangebaut, den man sich dann immer erst ans Ufer holen muss und mit dem man sich dann hinüber zieht. Erst dachte ich (Falko): „Oh nein, das hält doch nicht.“ Doch dann war die Überfahrt ganz lustig. 


Und danach ging es so richtig los. Am vorherigen Tag hatten wir schon gesehen, was uns erwartet und die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen bzw. optimistisch gesagt, wenn Samuels 85-jährige Großmutter das noch mit Hilfe eines Ponys schafft, dann werden wir das auch hinkriegen. Das Gleiche, was wir gestern hinab gelaufen sind, ging es nun wieder hinauf, nur mit dem Unterschied, dass die Steigung noch etwas größer war. Insgesamt galt es innerhalb von 7km den Berg zu erklimmen, immer nur in Zick-Zack-Serpentinen-Art, 1300m höher... Wir haben es schließlich in 6 ½ Stunden und mit eiserner Willens- und Muskelkraft geschafft, in Marampata, dem Dorf von unserem Guía anzukommen. Den restlichen Nachmittag hatten wir frei zum Ausruhen (descansar =O) und das haben wir auch sehr gebraucht, wir waren sowas von erschöpft...!


Bei mir (Falko) ging es dann körperlich nicht mehr so bergauf, die Strapazen oder...? schlugen mir auf den Magen, sodass es zum Abendessen nur Tee der Muña-Pflanze für mich gab.

Am 3. Tag ging es dann zu den Ruinen von Choquequirao, wo wir den ganzen Tag verbrachten. Falko ging es etwas besser, weshalb wir gemeinsam aufbrachen. Auf dem Weg dahin legten wir viele Pausen ein, sodass wir nicht anderthalb Stunden, sondern ca. 3 Stunden brauchten. Auf das Mittagessen hatte ich (Falko) dann aber Hunger und mit dem Ausruhschlaf kam auch die Kraft zurück, so dass ich wieder fit genug war, um die Überreste der alten Inka-Stadt mit anzuschauen.
Angekommen!
 Choquequirao ist bis heute noch nicht ganz ausgegraben bzw. freigeräumt, viele Teile sind immer noch unter dem Bergdschungel verborgen, man kann aber am Rande der Wege Mauern entdecken. Restauriert und zugänglich gemacht sind z.Zt. ca. 30-40%, aber schon das allein ist ziemlich weitläufig und umfassend! Wenn man diese ein wenig verstreuten Bauten und Anlagen noch verbindet und freilegt, ergibt dies ein riesiges Gelände, und das inmitten ziemlich abschüssiger Gegend. Die Inkas waren wirklich Meister darin, an ziemlich unerreichbaren Orten zu leben. Die Stadt umfasst einen Hauptplatz, mehrere Wohngebäude, Vorratshäuser, einen erhöhten Platz zur Ausübung ihrer Religiosität, einen Tempel und jede Menge Terrassen zum Anbau von Lebensmitteln (Mais, Kartoffeln, Lucuma, Chirimoya, Quinoa etc.).
 By the way „Sara“ ist ein Quechua-Wort und heißt Mais. Es wird geschätzt, das ca. 300 Menschen hier leben konnten. Uns wurde dann auch klar, wozu diese außergewöhnliche Lage noch gewählt wurde. Hier konnte man einfach sehr schlecht angegriffen werden und man sah seine Feinde viele Stunden, bevor sie da waren. Alles Gründe, warum Choquequirao auch nie von den Spaniern entdeckt bzw. erobert wurde. Wir verbrachten mehrere Stunden dort, und unser Guía Samuel erklärte uns, wozu die einzelnen Gebäude genutzt worden etc.

In der Dämmerung kamen wir dann wieder in Marampata an.
¿Seht ihr unser orangenes Zelt?
 Eine weitere Nacht dort war wirklich schön, denn dieses Dörfchen liegt weit weg von jeglicher Zivilisation. Es gibt ca. 10 Familien, die alle irgendwie miteinander verwandt sind. Mensch und Tier leben hier miteinander, die Hühner spazieren überall herum, die Meerschweinchen quieken im Haus und die Pferde und Kühe stapfen die Berge hoch und runter. Und nachts ist wirklich Ruhe, man hört nicht mal Vögel, wenn man genau die Ohren spitzt, kann man den Apurimac hören. Wunderbar zum Schlafen, und frühmorgens wecken einen dann die Hähne.

Am 4. Tag ging es dann den ganzen Berg wieder hinab, über den Fluss und in schlimmster Hitze (gefühlt 45°C) ein Stück den Berg hinauf.
 Unser Mittagessen nahmen wir in Chikisqua ein, einem Campingplatz auf dem Weg. Eigentlich war es geplant am Nachmittag noch zum nächsten Campingplatz zu gelangen, um am letzten Tag mehr Zeit zum Aufstieg zu haben, doch dessen Besitzer war zeitweilig nicht da, so dass Kühe, Ponys und Esel unbeaufsichtigt waren und die Zelte (nebst Bewohner....?) dann vielleicht am nächsten Tag angeknabbert wären... Uns war das ganz recht, denn wir hatten unterwegs von einem Wanderer erfahren, dass er dort eine Vogelspinne mit Baby auf dem Bauch (wie niedlich *hüstel*) am Zelt hatte. So hatten wir den Nachmittag frei und Samuel zeigte uns wie Zuckerrohr in einer Kombination aus Mühle und Presse zu Saft verarbeitet wird. Eigentlich wird diese von einem Pony angetrieben, aber diesmal durfte es Pause machen, wir mussten herhalten und durften zur Belohnung frischen Zuckerrohrsaft kosten. Wenn dieser Saft einige Tage abgedeckt in der Wärme stehen gelassen wird, setzt eine Gärung (oder Fermentation?) ein und man hat ein alkoholisches Getränk namens „Chicha de caña de azucar“! Je länger es gärt, desto stärker wird es. Verbreiteter in Peru ist jedoch die „Chicha“, die aus Mais hergestellt wird, dann dauert der Prozess jedoch ein wenig länger.
 
¡Hakuchi! (Auf geht`s) zur letzten Etappe!

Am letzten Tag mussten wir aufgrund des längeren Weges noch eher aufstehen...wir wurden um 4 Uhr geweckt, wie immer mit einer Tasse Tee. Eine halbe Stunde hatten wir zum Packen, dann wurde gefrühstückt, wobei Timoteo noch einmal seine Künste zeigte und uns eine Torte servierte (wie hat er das gemacht?). Kurz vor Beginn der Dämmerung brachen wir dann auf, die letzten Stunden den Berg hinauf und zurück nach San Pedro de Cachora. Mit dem Wetter hatten wir richtig Glück, denn der Nebel und die Wolken hielten sich noch viele Stunden, so dass der Aufstieg angenehmer war. Oben angekommen, erkletterten wir noch einen kleinen Hügel und machten – nun in der Sonne – eine Pause und genossen die wunderbare Aussicht.
 Samuel nahm noch einen kleinen Videobericht für das Reisebüro auf und dann sahen wir ihn.......lange erwartet und erhofft, bekamen wir doch noch den König der Lüfte, einen Kondor, zu sehen! Er kreiste vom Tal in die Höhe hinauf, ein paar Minuten später noch einer! Wie schön, dies zum Abschluss zu erleben! Danach ging es dann nur noch die gerade Strecke nach Cachora in der Mittagssonne zurück. Insgesamt haben wir also 5 Tage und 4 Nächte gebraucht, es gibt auch Angebote von 4 Tagen und 3 Nächten, das wäre aber noch um einiges anstrengender geworden. Respekt vor den Menschen, die dort leben und die Strecke Cachora – Marampata an einem Tag bewältigen! (Und wir dachten, wir wären fit.....)
Für uns waren diese Tage trotz aller Strapazen ein echtes Geschenk.Wir sind froh, dass wir diesen Trek gemacht haben, auch weil wir an vielen Stellen unsere Grenzen überwinden mussten. Erstaunlich zu sehen, wozu man doch in der Lage ist. Und die Natur, die Berge, die Weite, die Landschaft, war einfach „hermoso“- wunderschön! Wir hätten manchmal einfach nur stundenlang an einem Fleck sitzen und schauen und staunen wollen. Es ist mit den Alpen  nicht zu vergleichen, da liegen die Berge bzw. die Täler viel enger beieinander. Hier ist alles viel größer, breiter, tiefer. Wundervoll, dies alles zu sehen und erleben zu dürfen:)

Vielen Dank an all die lieben, eifrigen Ponys!
PS: Übrigens sind wir gestern in Huánuco angekommen, dazu demnächst mehr.

Fotos von Moray & den Salineras


Die Treppen zwischen den einzelnen Terassen waren sehr interessant  gestaltet.


Salineras - Salzterassen

Freitag, 10. Mai 2013

Die letzte Woche in Cusco

...hatten wir nachmittags gemeinsam Sprachunterricht, in dem wir unsere Sprachlevel weiter annäherten und uns in den grammatikalischen Untiefen von Imperativo, Condicional und direkten bzw. indirekten Objekten (la, lo, los, las, se, me, ti...) verstrickten. Am Donnerstag legten wir dann unser "Examen" ab und haben es jetzt schwarz auf weiss, dass wir in der spanischen Sprache fortgeschritten sind =O).

Ich (Sarah) half am Vormittag in der Schule der Klinik in einer der 6 Klassen mit. Dies war totoal anders als, die Zeit "auf Station". Die Lehrerin Betsy ist eine immerfröhliche und sehr herzliche junge Frau, die jedem der 13 Kinder mit sehr unterschiedlichen Fähigkeiten  (von denen meistens jedoch nur 7 - 10 anwesend waren) das Gefühl geben konnte wahrgenommen und geschätzt zu werden, und auch den Helfern. Anfangs wurde gesungen und jeder einzeln begrüßt, jedes Kind durfte dann einen Punkt in die Anwesenheitsliste eintragen, dann wurde "gearbeitet"; meist mit Arbeitsblättern bei denen die Kinder unterschiedliche Hilfestellungen erhielten, je nach Kompetenzen. Ich half mal bei diesem und mal bei jenem Kind, meist jedoch bei Christopher einem kleinen Jungen mit Down-Syndrom, der den draussen arbeitenden Traktor meist viel interessanter fand, als seine Aufgaben...=O)Am letzten Tag machte er mir eine große Freude, als er mit äusserster Faszination die Konturen des Buchstabens "M" mit seinem Finger nachfuhr und es dann zuließ, dass ich seine Hand mit einem Stift führte. Mit leuchtenden Augen hefteten wir dann beide stolz sein Ergebnis an seinen Platz. Dann gab es eine kleine 2. Frühstücksrunde, bei denen Betsy auch darauf achtet, dass die Kinder der Klinik, die keine Knabbereien mitbringen konnten, von den anderen Kindern, die bei ihren Familien wohnen, kleine Snacks erhielten. So wurde teilen gelernt und auch die Gemeinschaft gestärkt, viele Kinder freuten sich auch, wenn sie etwas abgeben durften. Danach war eine halbe Stunde Pause mit Fußball spielen und ähnlichem im Hof. Danach ging es weiter bis um halb 1. Die Schule ist durchweg kostenfrei und kann von allen Kindern in Anspruch genommen werden, die in der Regelschule keinen Platz bekommen. Für mich war es eine sehr spannende Erfahrung, da ich noch nie in einer Schulsituation mit besonderen Kindern zusammenarbeiten konnte. Ich war sehr beeindruckt davon, wie es Betsy verstand den unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder gerecht zu werden.

Am Mittwoch hatten wir frei, da an diesem Tag ja der 1. Mai war - weltweiter Tag der Arbeit. Wir nutzten diesen Tag zu einem Ausflug ins "Valle Sagrado", das Heilige Tal der Inka mit ihrem Fluss Urubamba und den größtenteils als Anbaufläche genutzten Feldern. An diesem Tag haben wir den urbanen Transportverkehr richtig kennengelernt d.h. Ellenbögen und Bäuche einziehen und sich möglichst dünn machen. Und wenn man dachte: "da ist kein Platz mehr", blieb der Ticketverkäufer optimistisch und hat immer weiter dazu aufgerufen, bis nach hinten durchzutreten usw. Und dann haben doch noch mal fünf Leute mehr reingepasst. So haben wir das mehrere Male erlebt... Wir fuhren mit dem Bus erstmal bis nach Calca, wo wir versuchten die Thermalquellen der Kleinstadt zu erreichen. In einem Laden sagte man uns "15 Minuten", als aber nach 45 Minuten Spaziergang immer noch nichts zu sehen war und wir uns praktisch schon ausserhalb der Stadt befanden, wurden wir etwas stutzig. Als wir dann ein Taxi anhielten und etwas genauer nachfragten, meinte er nur '8km' und '25 Soles'. Oh nein, so weit weg wollten wir doch nicht, für den Nachmittag hatten wir doch was anderes geplant. Die Dame im Laden meinte bestimmt "15 Minuten mit dem Taxi"! Ah, ja!
Also machten wir uns wieder zurück in die Stadtmitte und auf nach Urubamba und nach Moray, einer alten Landwirtschaftsversuchsanlage der Inkas. Auf dem Weg dahin mussten wir ein Taxi nehmen, da die Anlage doch etwas weit weg vom Schuss ist. An der Bushaltestelle wartete auch schon ein Taxi, was uns gerne diesen Dienst erweisen wollte. Mit uns stiegen noch zwei andere Personen aus dem Bus, die nach Maras wollten. Dies liegt auf dem Weg nach Moray, sodass wir eigentlich hätten zusammen fahren können. Aber der Taxifahrer wollte das irgendwie nicht verstehen; wir wollten dafür den jungen Mann und die ältere, etwas verwirrt wirkende Inka-Dame nicht alleine stehen lassen. Also verhandelten wir einige Minuten, bis der Taxifahrer uns dann letztendlich doch alle mitnahm. Moray selbst ist landschaftsarchitektonisch sehr interessant. Die Inkas haben damit versucht herauszufinden, in welcher Höhelage welche Pflanzen am besten gedeihen. Dazu haben sie in Moray ringförmig und terassenartig Felder angelegt, die mit einem ausgeklügelten Bewässerungsystem versehen sind. Die Höhe der einzelnen Ringe beträgt jeweils 2 Meter und insgesamt gibt es 24 verschiedene Stufen, das Ganze ist also ziemlich gross! Eigentlich würden wir hier jetzt gerne Bilder zeigen, aber irgendwie klappt das grade  nicht.... :(

Hinterher besuchten wir noch die "Salineras", hunderte kleiner Salzterrassen. In den umliegenden Bergen gibt es jede Menge Salzkristalle, die durch einen Bach herausgewaschen werden. Dieses Salzwasser wird in vielen kleinen "MiniPools" gestaut, verdunstet und zurück bleibt das Salz, welches nun genutzt werden kann. In den umliegenden Souvenirgeschäften gab es jede Menge Verwendungsmöglichkeiten dafür, z.B. auch Schokolade mit Salz... Wir haben es jedoch nicht probiert...