Sonntag, 22. September 2013

Unterwegs im Namen der Freiheit

Die vorletzten zwei Freitage haben wir nachmittags im Gefängnis verbracht, aber alles total freiwillig. Im Rahmen des Programms „Libertad“ - Freiheit, haben für die Frauen des Gefängnisses Potracancha jeweils einen Workshop gestaltet. Mit Kathy waren wir jeweils von ca. 14 bis 17h dort und haben verschiedene Aktivitäten durchgeführt. Es ist immer eine Mischung aus psychologischen und spirituellen Themen und Kreativitäts-Auslebung. Meistens entscheiden sich so zwischen 20 bis 40 Frauen zu partizipieren, wobei man durch die Teilnahme Punkte für „gute Führung“ sammeln kann, welche die Haftzeit geringfügig verringern.

Am 6.9. war das Thema „Enfrentar la crisis“ - Wie kann ich einer Krise begegnen, wie sie überwinden.  Nach einem Erwärmungsspielchen haben wir eine kurze Pantomime aufgeführt, woraus die Damen dann das Thema erraten sollten, was sie auch gut geschafft haben :). Dann  wurden sie selbst spielerisch herausgefordert einer Krise zu begegnen. Ein grooooßes rotes Tuch als Mauer drapiert, symbolisierte die Krise. Dann bekamen die Frauen die Aufgabe, die Mauer zu überwinden, ABER....wir haben ja alle unsere Schwächen, von daher wurden einigen Frauen die Augen verbunden, andere durften nicht laufen (bzw. konnten nicht, mit zusammengebundenen Füßen ist das ja auch reichlich kompliziert..). Das hieß, dass die Frauen sich gegenseitig helfen mussten, die Krisen_mauer oder Mauer-Krise zu überwinden. „Was haben wir daraus gelernt?“ „Mit gegenseitiger Unterstützung und Hilfe ist es einfacher eine Krise zu überwinden!“ =O) Kathy hat dann den psychologischen Input gegeben (Definition von Krise; persönliche positive Eigenschaften, um einer Krise gegenüberzutreten etc.). Danach wurden gemeinsam Freundschaftsbänder geknüpft, das hat Sarah übernommen. Von jeglichen Bastel- und Handarbeitens sind viele der Frauen begeistert. Ein Großteil von ihnen strickt, häkelt und/oder näht auch im Gefängnis, um es an bestimmten Tagen verkaufen zu können. Nach und nach konnten wir ihnen die Technik beibringen und am Ende wollten sie noch ganz viele Fäden haben, um an den folgenden Tagen noch weitere Bänder zu knüpfen.


gemeinsam ueber die Mauer

was ist denn eine Krise?

was hilft in einer Krise?

den linken Faden nach rechts nehmen, und mit jedem weiterem Faden je 2 Knoten machen, gar nicht so einfach

aber nach und nach klappts


wie war das noch gleich?


Am 13.9. ging es um die „Psycho-spirituelle Integration“, (Häh...?) darunter konnten wir uns anfangs nicht so richtig was vorstellen. Mit einfachen Worten: Das Eins-Sein von Geist und Seele (Hm...), oder noch einfacher: die Wahrheit muss vom Kopf ins Herz (Aaaah...=O). Dazu gab es wieder Spiele, einen Input von Kathy mit positiven Merksprüchen für das eigene Selbstbewusstsein, Atemübungen und einer Traumreise, um den Frauen die Kraft der eigenen Vorstellung bewusst zu machen. Hinter Gefängnismauern kann man schon sehr den Mut und Hoffnung verlieren, besonders angesichts dessen, dass man vom „Leben“ ziemlich wenig mit bekommt. Ich (Falko) würde es sehr vermissen, nicht mal Pflanzen oder Wasser zu sehen. Das einzige, was die Frauen und Männer vom Gefängnis aus sehen, ist der Himmel und ein staubtrockener Berg… Daher war eine Traumreise über Wiesen und Berge für die Frauen sehr ermutigend. Hinterher stellten wir Wassermalfarben und Öl-Pastell-Kreiden zur Verfügung, damit die Frauen malen konnten, was sie in ihrem Inneren gesehen haben. Mit diesen Bildern können sie die Wände ihrer Zellen verschönern, um nicht zu vergessen, was Schönes draussen auf sie wartet und wieviel  Kraft, Mut und Hoffnung sie aus ihrer inneren Vorstellungskraft schöpfen können.

Kathy beim Input

hier konnte man kreativ werden


das fertige Bild :)


Die Arbeit im Gefängnis mit den Frauen macht uns sehr viel Freude. Wir merken, dass wir da immer sehr willkommen sind. Wir werden herzlich begrüßt und die Frauen sind sehr interessiert, an dem was wir mit ihnen machen und erzählen. Vor allem Bewegungsspiele mögen sie sehr! Beim letzten Mal haben sie sogar so sehr rumgekreischt, dass während des Spiels zwei der Aufseherinnen mit dabei waren und sich amüsierend das Spiel mit anschauten. Ob das nun aus Neugierde oder Aufpassfurcht geschah, wissen wir nicht. An vielen Stellen ergeben sich auch kleine Gespäche mit den Frauen, über ihre Familien und Kinder und aktuelle Problemlagen. Gerade in diesen Momenten merken wir, wie wichtig diese gemeinsame Zeit für die Frauen ist. Jemand ist da, hört zu, teilt ein Lächeln oder ein Seufzen, drückt eine Hand, spricht ein Gebet.


„Lasst die zu Unrecht Gefangenen frei und gebt die los, die ihr unterjocht habt. Lasst die Unterdrückten frei, zerbrecht jedes Joch!“ ( Jesaja 58, 6a)

Mittwoch, 4. September 2013

Hühnerankunft, Kirchengeburtstag und das Kreuz mit dem Kreuz....

Nach langem Warten und Bangen, ob sie nun wirklich noch ankommen, sind die Hühnchen letzte Woche Mittwoch wie geplant eingetroffen. Als das Hühnerauto beim Vivero halt machte, war die Aufregung der Señoritas groß und sie nahmen begeistert ihre Hühnerschar in Empfang. Die Hühnchen waren zu je 20st in Körbe eingepfercht. Nach der Öffnung dieser eroberten sie sehr zaghaft ihr neues Zuhause. Alle staunten und schauten. Danach wurde noch ein Wochenplan erstellt, wer wann für die Fütterung verantwortlich ist und besprochen, was die Hühnchen zum Überleben und Eierlegen brauchen. Abgesehen davon, dass letzte Woche das Futter ausging und die Hühnerschar 2 Tage fasten musste, da die Señoritas nicht wussten, was zu tun sei, scheint es ganz gut zu funktionieren. =)





Ein weiteres Highlight war der 12. Geburtstag der Gemeinde, der letztes Wochenende ausgiebigst mit Tanz, Lobpreis, Riesentorte und kleinen Häppchen, Hauskreispräsentationen, feurigen Worten des Apostel Dairo, Chance-Theaterstücken und anderen Darbietungen und einem „Castillo“ (=Feuerwerk, das an einem extra dafür aufgebauten Holzturm angezündet wird) zelebriert wurde. Nach einigem Durcheinander und hin und her, führten wir dann am Samstagabend neu eingekleidet mit frisch gefertigten Hauskreis-T-Shirts unsere You-Tube-Choreografie auf. Und hier könnt ihr uns bewundern.=)


Auch die Theaterstücke des Chance-Geburtstags wurden nochmal aus dem Gedächtnis gekramt, geprobt und vorgeführt. Ein Moment ist mir (Sarah) besonders in Erinnerung geblieben: Nachdem wir vom Chance-Team unser Stück generalgeprobt haben, schauten wir nach den Kids...es war so verdächtig still. Und da übte die wilde, ungehobelte Bande doch tatsächlich auch für sich...in voller Eintracht. Hach...isses nich schön=O).
Hier nun einige Eindrücke vom Samstagabend des 3-Tage-Festes.=)


die schicken Schauspieler

kleine Schoenheit aus dem Volke Israel





Der vergangene Freitag war in Peru ein Feiertag zur Erinnerung an die Heilige „Santa Rosa“. Was für Heiligkeiten sie verbrachte, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Da sich einige der Jugendlichen schon seit längerem eine Wanderung zum Kreuz gewünscht hatten, nutzten wir den freien Tag und stiefelten mit Fernando, Jorgaet, Keiko, Yaqueline, Rosario und Yenei früh um halb 6 los, um beim Aufstieg nicht allzusehr in der Sonne schwitzen zu müssen. Der Weg nach oben war ziemlich anstrengend, besonders auf den letzten Höhenmetern. Die Mädels und Jungs konnten sich irgendwie nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen – wir kannten den Weg ja nicht – sodass wir  am Ende einfach querbergein auf dem wahrscheinlich steilsten „Weg“ nach oben geklettert sind. Für die arme Sarah mit ihrer Höhenangst war das natürlich eine enorme Herausforderung. Und irgendwann kam dann der Punkt, wo es für mich (Sarah) nicht mehr weiter ging. Ich beschloss zu warten, bis die anderen mich Angsthasen auf dem Rückweg wieder einsammelten. Doof nur, dass ein anderer Weg für den Abstieg genommen werden sollte. Schließlich einigten wir uns, dass Yaqui und Keiko unsere Rucksäcke trugen und Falko der Heldenehemann mich an der Hand nach oben führt. Uff....was bringt man nicht alles für Opfer...Ca. um 10h sind wir dann oben angekommen und haben uns erstmal gestärkt, ein bisschen gespielt und ausgeruht. Nach einigen Meinungsverschiedenheiten darüber, wann wir den Abstieg wagen, haben wir dann doch noch eine gemeinsame Lösung gefunden und sind gg. 13h, und damit in ziemlicher Wärme, wieder aufgebrochen. Dreimal haben wir uns insgesamt mit Sonnencreme eingerieben und wurden so fast von Sonnenbrand verschont! Gegen 16h sind wir dann wieder in San Luis angekommen, haben noch ein wenig mit den Eltern gequatscht, bevor wir dann nach Hause und unter die kalte Dusche (diesmal haben wir uns echt darauf gefreut) gesprungen sind. Fazit: Es war fürchterlich anstrengend für alle und auch gruppendynamisch nicht immer leicht, aber wir sind alle heil und gesund und froh (vor allem Sarah=) wieder unten angekommen. Trotz aller Schwierigkeiten merken wir immer wieder, wie wichtig es für die Kids ist ihre Wünsche und Vorstellungen ernst zu nehmen. Sie sind es eher gewohnt, dass viel versprochen, aber nur wenig realisiert wird, wodurch sie häufig misstrauisch sind. Gerade durch solche Aktionen wachsen die vertrauensvollen Beziehungen und wir hoffen, dass wir alle gestärkt aus dieser Erfahrung herausgegangen sind.

mit guter Laune rauf auf den Berg

vier der jungen Gipfelstuermer

endlich am Kreuz angekommen

Sarah mit der Stadt im Hintergrund

und beim Abstieg, unweit der Bruecke ueber den Fluss wohnen wir

und von der anderen Seite :)

und so schlimm war es in Wirklichkeit, ein Bild von unserem Zimmer