Unterwegs im Namen der Freiheit
Die vorletzten zwei Freitage haben wir
nachmittags im Gefängnis verbracht, aber alles total freiwillig. Im Rahmen des
Programms „Libertad“ - Freiheit, haben für die Frauen des Gefängnisses
Potracancha jeweils einen Workshop gestaltet. Mit Kathy waren wir jeweils von
ca. 14 bis 17h dort und haben verschiedene Aktivitäten durchgeführt. Es ist
immer eine Mischung aus psychologischen und spirituellen Themen und
Kreativitäts-Auslebung. Meistens entscheiden sich so zwischen 20 bis 40 Frauen
zu partizipieren, wobei man durch die Teilnahme Punkte für „gute Führung“
sammeln kann, welche die Haftzeit geringfügig verringern.
Am 6.9. war das Thema „Enfrentar la crisis“ -
Wie kann ich einer Krise begegnen, wie sie überwinden. Nach einem Erwärmungsspielchen haben wir eine
kurze Pantomime aufgeführt, woraus die Damen dann das Thema erraten sollten,
was sie auch gut geschafft haben :). Dann
wurden sie selbst spielerisch herausgefordert einer Krise zu begegnen.
Ein grooooßes rotes Tuch als Mauer drapiert, symbolisierte die Krise. Dann
bekamen die Frauen die Aufgabe, die Mauer zu überwinden, ABER....wir haben ja
alle unsere Schwächen, von daher wurden einigen Frauen die Augen verbunden,
andere durften nicht laufen (bzw. konnten nicht, mit zusammengebundenen Füßen
ist das ja auch reichlich kompliziert..). Das hieß, dass die Frauen sich
gegenseitig helfen mussten, die Krisen_mauer oder Mauer-Krise zu überwinden.
„Was haben wir daraus gelernt?“ „Mit gegenseitiger Unterstützung und Hilfe ist
es einfacher eine Krise zu überwinden!“ =O) Kathy hat dann den psychologischen
Input gegeben (Definition von Krise; persönliche positive Eigenschaften, um
einer Krise gegenüberzutreten etc.). Danach wurden gemeinsam
Freundschaftsbänder geknüpft, das hat Sarah übernommen. Von jeglichen Bastel-
und Handarbeitens sind viele der Frauen begeistert. Ein Großteil von ihnen
strickt, häkelt und/oder näht auch im Gefängnis, um es an bestimmten Tagen
verkaufen zu können. Nach und nach konnten wir ihnen die Technik beibringen und
am Ende wollten sie noch ganz viele Fäden haben, um an den folgenden Tagen noch
weitere Bänder zu knüpfen.
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gemeinsam ueber die Mauer |
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was ist denn eine Krise? |
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was hilft in einer Krise? |
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den linken Faden nach rechts nehmen, und mit jedem weiterem Faden je 2 Knoten machen, gar nicht so einfach |
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aber nach und nach klappts |
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wie war das noch gleich? |
Am 13.9. ging es um die „Psycho-spirituelle
Integration“, (Häh...?) darunter konnten wir uns anfangs nicht so richtig was
vorstellen. Mit einfachen Worten: Das Eins-Sein von Geist und Seele (Hm...),
oder noch einfacher: die Wahrheit muss vom Kopf ins Herz (Aaaah...=O). Dazu gab
es wieder Spiele, einen Input von Kathy mit positiven Merksprüchen für das
eigene Selbstbewusstsein, Atemübungen und einer Traumreise, um den Frauen die
Kraft der eigenen Vorstellung bewusst zu machen. Hinter Gefängnismauern kann
man schon sehr den Mut und Hoffnung verlieren, besonders angesichts dessen,
dass man vom „Leben“ ziemlich wenig mit bekommt. Ich (Falko) würde es sehr
vermissen, nicht mal Pflanzen oder Wasser zu sehen. Das einzige, was die Frauen
und Männer vom Gefängnis aus sehen, ist der Himmel und ein staubtrockener Berg…
Daher war eine Traumreise über Wiesen und Berge für die Frauen sehr ermutigend.
Hinterher stellten wir Wassermalfarben und Öl-Pastell-Kreiden zur Verfügung,
damit die Frauen malen konnten, was sie in ihrem Inneren gesehen haben. Mit
diesen Bildern können sie die Wände ihrer Zellen verschönern, um nicht zu
vergessen, was Schönes draussen auf sie wartet und wieviel Kraft, Mut und Hoffnung sie aus ihrer inneren
Vorstellungskraft schöpfen können.
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Kathy beim Input |
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hier konnte man kreativ werden |
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das fertige Bild :) |
Die Arbeit im Gefängnis mit den Frauen macht
uns sehr viel Freude. Wir merken, dass wir da immer sehr willkommen sind. Wir
werden herzlich begrüßt und die Frauen sind sehr interessiert, an dem was wir
mit ihnen machen und erzählen. Vor allem Bewegungsspiele mögen sie sehr! Beim
letzten Mal haben sie sogar so sehr rumgekreischt, dass während des Spiels zwei
der Aufseherinnen mit dabei waren und sich amüsierend das Spiel mit anschauten.
Ob das nun aus Neugierde oder Aufpassfurcht geschah, wissen wir nicht. An
vielen Stellen ergeben sich auch kleine Gespäche mit den Frauen, über ihre
Familien und Kinder und aktuelle Problemlagen. Gerade in diesen Momenten merken
wir, wie wichtig diese gemeinsame Zeit für die Frauen ist. Jemand ist da, hört
zu, teilt ein Lächeln oder ein Seufzen, drückt eine Hand, spricht ein Gebet.
„Lasst die zu Unrecht Gefangenen frei und
gebt die los, die ihr unterjocht habt. Lasst die Unterdrückten frei, zerbrecht
jedes Joch!“ (
Jesaja 58, 6a)