Montag, 25. November 2013

Die ersten Wochen wieder in Huánuco

Leckere Brötchen in Tomaykichwa
Den ersten Sonntag nach unserer Rückkehr haben wir ein 'festival de pan regional' (Festival des regionales Brotes) in Tomaykichwa (gesprochen: Tomeikitschhua) besucht. Und da wir beide echt dolle leckeres Brot ( keine Brötchen!!!) vermissen, mussten wir da unbedingt hin! Und es gab ziemlich leckere Produkte. Die Bäckereien der Umgebung haben ihren Brötchen (doch kein Brot=O( mit allerlei Früchten und Gewürzen gemischt. Es gab Mango-, Bananen-, Chirimoya-, Oregano-, Käse-, Kartoffel- und sogar Cocabrötchen! Nicht immer wurden die Früchte dabei einfach mit hineingemischt, sondern möglicherweise auch mit eigenem Mehl gebacken. In Peru gibt es neben Weizenmehl viele weitere uns unbekannte Mehlsorten, z.B. Bananen- oder Cocamehl, die getrocknet und dann zerkleinert wurden. Roggen- oder Vollkornbrötchen haben wir leider vergebens gesucht, es wird fast ausschließlich Weizenmehl veerwendet. Haben schon oft nach Roggen gefragt (centeno oder trigo ruso oder trigo negro...), aber bisher nur verständnislose Blicke geerntet.
Das lustige an diesem Tag war, dass wir auch noch eine Torte gewonnen haben. Von der Bühne wurden immer verschiedene Fragen gestellt und mit der richtigen Antwort bekam man eine Torte geschenkt! Die Fragen konnten wir in der Regel nicht beantworten (Was bedeutet der Ortsname „Tomaykichwa“?). Doch dann kam die Ansage, dass der erste Ausländer, der auf die Bühne kommt und sich ausweisen kann, auch eine Torte geschenkt bekommt. Damit konnten nur wir gemeint sein, denn auf dem Fest gab es keine anderen Nicht-Peruaner. Nach einigen Minuten des Zögerns – die Bäcker und die Menschen um uns herum ermutigten uns schon – wagte ich (Falko) mich mit meinem Pass dann nach oben, um die Torte entgegenzunehmen. Dann gab es Foto für die Ortszeitung und Händeschütteln mit dem Bürgermeister, wo ich mir etwas fehl am Platz vorkam. Die Torte haben wir dann gleich auf dem Fest geteilt, nach ein paar Minuten war alles weg :)


endlich mal ein Brot in der richtigen Größe... oh das Krokodil ist wirklich sehr groß...



Heilpädagogik auf dem Land
Am Montagmorgen fuhren wir wieder zu Miguel (Name geändert) nach Ingenio. Miguel ist 10 Jahre alt und aufgrund von Grünem Star auf beiden Augen blind. Innerhalb seines häuslichen Umfelds kann er sich ganz gut orientieren und spaziert selbstständig seiner Wege. Sich sprachlich zu verständigen fällt ihm dagegen schwer. Die Schule des Dorfes kann er nicht besuchen. Die Lehrer fühlen sich angesichts seiner Schwerstmehrfachbehinderung überfordert. Zwar gibt es in Huánuco Förderschulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, aber dafür ist der Familie der Aufwand des täglichen Hin- und Herfahrens zu groß. Seit September darf ich (Sarah) nun einmal wöchentlich eine heilpädagogische Förderung mit Miguel gestalten. Wir freunden uns immer mehr an und haben viel Spaß zusammen. Besonders das Schaukeln in einer großen Stoffbahn genießt er. Und Falko und mir wächst der Bizeps =O)

Miguel beim Erfahren eines Xylophons


Mistura in Acomayo
Den überwiegenden Teil der vorletzten Wochen haben wir mit der Vorbereitung des Kochwettbewerbs in Acomayo verbracht (da wo CHANCE-Perú auch die Lesekampagne durchführte...erinnert ihr euch?). In fast jeder größeren peruanischen Stadt wird einmal jährlich eine sogenannte „Mistura“ durchgeführt, wo regionale Spezialitäten präsentiert werden und es leckeres Essen satt gibt. So auch am 10.11. in Acomayo. In diesem Städtchen und den umgegebenden Dorfschaften leidet jedes 4. von 10 Kindern an Unterernährung. Von den Bewohnern greifen viele lieber auf die örtlichen Lebensmittelgeschäfte zurück und kaufen Reis aus China und Nudeln aus Italien, anstatt ihr eigenes angebautes Gemüse und Getreide (besser) zu verwerten (selber zu verbrauchen bzw. zu verkaufen). Aus diesem Grund wurde dieser Kochwettbewerb 2012 von Chance angeregt und fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Wir verteilten an alle Haushalte Flyer und luden sämtliche Bewohner Acomayos und auch der umliegenden Ortschaften ein. Den Satz „Estamos invitando por un Concurso de Comida aqui en Acomayo“ haben wir dabei so ca. 1000 Mal verwendet. Ein paar Tage vor dem eigentlichen Spektakel wurden auch Workshops zu gesunder Ernährung und diversen Ideen zur Essenzubereitung angeboten, in denen wir auch die Kriterien der Punktevergabe erklärten. Es gab fünf Kategorien, in denen maximal 100 Punkte erreicht werden konnten: Einfache Zubereitung, Verwendung von regionalen Produkten, Ernährungswert, Präsentation sowie Kosten der Speise. Die Juroren waren größtenteils ausgebildete Köche, sogar aus Deutschland war einer angereist! Insgesamt nahmen ca. 70 Personen teil, darunter auch zwei männliche Vertreter! Es war schön anzusehen, wie viel Mühe sich die TeilnehmerInnen gegeben haben und wie stolz und aufgeregt sie waren! Zu gewinnen gab es Präsentkörbe, Bargeld und 25kg-Säcke voll Reis und Zucker. Insgesamt ein langer, ereignisreicher und lohnenswerter Tag.

jede der TeilnehmerInnen bekam eine Schürze :)

hier ein richtiges Gänge-Menü: von links nach rechts: Mais-Flan, Physalis-Saft, Salat aus Lupinensamen, Meerschweinchen in Physalis-Soße und ganz rechts Causa (eine Art gefüllte Kartoffelbrei-Torte) gefüllt mit einer Arakacha (eine Wurzel, sellerieähnlich)



"Platano Relleno" = gefüllte Banane, abgeleitet von "Papa Relleno" = gefüllte Kartoffel, hier hat die Köchin also eine gefüllte Bananen-Kartoffel-Mischung kreiert, war mein (Falko) Geschmacksfavorit



einer der Köche beim Probieren, die Dame ist ganz gespannt, was er wohl sagen wird...


und dazu gab es einige Tänze


der Preistisch!


hier das Gruppenfoto mit den vier ersten Plätzen!

Sonntag, 10. November 2013

Visa-Urlaub in Bolivien und Chile


Nach den ersten 6 Monaten in Peru, lief unser Visum aus. Und so bummelten wir in 2en der Nachbarländer herum, nutzten die Zeit, um ein wenig mehr von Südamerika kennenzulernen und unsere Köpfe und Herzen mit Urlaubsmomenten zu füllen.

La Paz – der Frieden
Zuerst fuhren wir jedoch nach Lima, um eine Freundin zu besuchen. Über Lima und Cusco trafen wir schließlich in La Paz, der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt (der Regierungssitz Boliviens ist und bleibt wohl trotzdem Sucre) ein und mussten erstmal tief Luft holen, um trotz des geringen Sauerstoffgehaltes in der Luft unsere Trekking-Rucksäcke bis zum Taxi bugsiert zu bekommen. Nur wenig später checkten wir in einem sehr gemütlichen Hostel (mit richtigen Daunendecken gegen die Höhenkälte und Hängematte im Gärtchen) ein und erkundeten dann und in den folgenden Tagen die Stadt. Uns begeisterten die vielen vegetarischen Restaurants (gab sogar Schweizer Käsefondue zu schlemmen) und die bunte bolivianische Kultur. Bolivien ist öffentlich und laut Verfassung ein plurinationaler Staat mit 37Amtssprachen: Spanisch, Quechua, Aymara (letztere sind indigene Sprachen) und..... Neben der bolivianischen rot-gelb-grün-gestreiften Fahne weht deswegen allermeistens auch noch eine ganz buntkarierte. Und: Bolivien ist neben Bhutan der einzige Staat in dem das Glück(sgefühl) der Bürger verfassungsrechtlich verankert ist. Der genaue Begriff nennt sich 'buen vivir' und bedeutet soviel wie 'gutes Leben'. Vor allem das fröhliche Miteinander im Vorführen, Schauen und Staunen auf dem „Plaza San Francisco“ (neben der Kathedrale) gefiel uns. Neben Holzkunst mit der Kettensäge, wurden Grafitis auf den Boden gesprüht oder Fantasiewelten auf Papier, wurde mit Keulen jongliert, getanzt und gesungen.

Die Vielfalt von La Paz...auch landschaftlich.


Gefängnis San Pedro
In La Paz befindet sich auch eines der berühmt-berüchtigsten Gefängnisse weltweit. Im Stadtteil San Pedro (neben dem Park) stolpert mensch über die gleichnamige Haftanstalt. Wenn es nicht draussen dran stehen würde, wär es echt schwierig zu identlifizieren. „San Pedro“ wird von den Insassen selbst verwaltet (Polizei ist nur für die administrativen Außenbereiche, den täglichen Morgenappell und unregelmäßige Razzien verantwortlich) und kann als kleine Stadt in der großen Stadt bezeichnet werden. Zum Großteil leben die Familien, also Frauen und Kinder, zusammen mit ihren Männern bzw. Vätern in gemieteten oder gekauften kleinen Apartments oder Zellen, je nach finanziellen Mitteln. Es gibt verschiedene „Viertel“. In „Posta“ zum Beispiel wohnen die Reichen mit eigenen Badezimmern, Fernseher, Kühlschrank, Handybenutzungserlaubnis etc. Im inneren Bereich sieht es wohl total anders aus.  Die Kinder gehen „draussen“ zur Schule, die Frauen arbeiten oft auch außerhalb. Noch vor nicht allzu langer Zeit war es für Touristen eine besondere Attraktion von einem oder mehreren der Häftlinge durch ihr „Zuhause“ geführt zu werden. Aber seit einiger Zeit ist das wohl sehr schwer bis nicht mehr möglich, auch nicht mit den sowieso üblichen Bestechungsgeldern. (Sarah: „Oh wie schade!“ Falko: „Bloß gut!“) Wer mehr darüber erfahren will: Es gibt ein echt gutes Buch (internationaler Bestseller) darüber, dass u.a. von einem ehemaligen Häftling geschrieben wurde. Titel: „Marching Powder. A true story of friendship, cocaine and South America's strangest jail“ Autoren: Rusty Young+Thomas McFadden 

Hottehü
Auch auf Rosses Rücken haben wir uns ganz entzückt (vor allem Sarah=O) geschwungen und den „Teuflischen Zahn“, einen sagenumworbenen Berg erkundet. Da gehen wohl heute noch die Kräuterweiblein hin, um ihre Tränke zu brauen. Eigentlich sollte es ein ganz ruhiger Ritt werden, aber nachdem Falko sich eingesessen hatte und einer etwas schnelleren Gangart zustimmte, nutzte meine „SunnyDay“ (eigentlich war es eher ein cloudy day, aber bloß gut, sonst hätten wir wohl dolle geschwitzt) die Gelegenheit und brauste von dannen und ließ sich nicht aufhalten. Unser armer Guide war zuerst ewas ratlos, da er mir nicht hinterherpreschen konnte, sonst wäre Falko wohl nicht mehr ganz so „eingesessen“. Bloß gut konnte ich (Sarah) die kleine Rennstute dann doch noch davon überzeugen, dass bergab rasen nicht so gesund für uns beide ist und es zusammen mit den anderen doch viel mehr Spaß macht. Die haben wir dann auch gebraucht. Wurden auf dem Rückweg nämlich von einer Meute Hunde „angefallen“ (obwohl die bolivianischen Hunde mir sonst freundlicher vorkamen, als die peruanischen...).

...mit dem teuflischen Zahn im Hintergrund.


Isla del Sol
Von La Paz aus, sind wir zum Titicaca-See getourt. Mit dem Bus und der Fähre (lustigerweise getrennt...Passagiere wurden in kleinem Motorboot, Bus und Crew auf einer Art motorisierter Plattform übergesetzt, um den Weg um die Halbinsel herum abzukürzen)  nach Copacabana (ja, das gibt’s nicht nur als Strandmeile in Brasilien) und dann nochmal mit einem Boot zur „Isla del Sol“. Und da war es gaaaaaanz schön! Einfach total ruhig, keine Autos, keine Motorräder, die Einwohner der kleinen Dörfer nutzen als Transportmittel einfach den Esel, oft hörten wir schon ihr Hufgetrappel, bevor wir sie sahen. Oder wir hörten sie von Weitem mit ihrem I-A, aber das ist bei weitem das Lauteste der Insel... Wir haben uns dann für zwei Nächte in einer kleinen Unterkunft einquartiert, um den Tag dazwischen für eine entspannte Rundwandertour ringsum die Insel zu nutzen.  Und auch da das gleiche Bild, man konnte die Blätter rauschen und die Vögel fliegen hören :) von einer Erhöhung im Norden der Insel hatte Falko (Sarah bevorzugte ein Fußbad im See) einen wunderschönen 270°-Blick auf den Titicaca-See, der ca. 13mal größer ist als der Bodensee. Und Sonnenunter- und -aufgänge gab es natürlich gratis dazu :) Am Morgen des dritten Tages sind wir dann früh aufgebrochen, um gleich das erste Boot von der Insel (gg. 8h) zu bekommen. Das Boot war voll, so dass wir nur noch oben auf dem Dach Plätze bekommen haben. Aber da wollten wir sowieso sitzen, um die Überfahrt zu genießen. Leider fing es dann während der Hälfte der Tour an zu regnen und zu stürmen und unter Deck war schon alles besetzt, auch die Stehplätze. Nun ja, dann harrten wir da oben mit einem anderen deutschsprachigen Paar aus und mummelten uns ein und sangen „Jetzt fahrn wir übern See, übern See“. Ach wie hat die heiße Schokolade bei der Ankunft in Copacabana doch gut geschmeckt :)

Idylle geniessen pur!

Hier ein paar der unmotorisierten ES (Eselstaerken) der Insel.

Ohne Worte


Uyuni & Jeep-Tour
Von dortaus sind wir dann, mit kurzem Stopp in La Paz bis nach Uyuni in den Süden gefahren, mit dem Nachtbus. Oh das war wirklich keine angenehme Fahrt. Schon beim Einsteig merkten wir, dass der Bus einfach keine Luft-Austausch-Anlage (Klimaanlage? Lüftung?) besitzt. Im Innenraum war Sauerstoff eine Mangelware, und das nun eine ganze Nacht... die letzten Morgenstunden konnte man auch nicht mehr schlafen, da die Strasse nicht asphaltiert war und eher einer Buckelpiste glich, so dass man eine unfreiwillige Rückenmassage bekam. In Uyuni haben wir uns daher erstmal einen Tag und eine Nacht ausgeruht, bevor wir zu einer Tour aufbrachen. Uyuni an sich gleicht einer Geisterstadt, gräulich, windig, tagsüber ziemlich warm, in der Nacht kühl. Seine Anfänge hat Uyuni im Bergbau, daher gibt es auch einen Eisenbahnanschluss! Aber soviel wie vor vielen Jahren wird hier schon lange nicht mehr gefördert. Dafür gibt es einen Eisenbahnfriedhof außerhalb, der jetzt als Touristenattraktion herhält. Tatsächlich lebt die Stadt heutzutage größtenteils vom Tourismus. Es gibt ca. 50 Reiseagenturen, die Mehr-Tages-Touren über den Salar de Uyuni und zu den bunten Lagunen weiter südlich anbieten. Der "Salar de Uyuni" ist die größte Salzpfanne der Erde und mensch braucht schon mehrere Stunden, um ihn zu durchqueren. Einfach weiß3 und salzig. Es ist schon ein faszinierender Anblick, wenn man bis zum Horizont nur weiße Wüste sieht und dahinter fängt gleich der blaue Himmel an. Kleinere Haltepunkte bzw. Attraktionen (Salzabbau, Kakteeninsel)passierend, durchquerten wir an unserem ersten Nachmittag den Salar. Der Rest der Landschaft ist einfach nur als Stein- und Sand- und Staubwüste zu bezeichnen, die mit ihren verschiedenen Felsformationen und Farbenvielfalt dennoch interessant bleibt. Wir fragten uns von Anfang an, woher unsere Fahrer eigentlich den Weg wissen, da man sich hier leicht verfahren könnte. Wir versuchten bei kleineren Wegabbiegungen zu erraten, welchen er nehmen würden. Meistens lagen wir falsch, und manchmal ging es auch einfach ohne Weg durchs Gefände... So erwarteten wir nun unsere erste Unterkunft, aber vorher . . . . gabs noch eine Überaschung. Etwa 15 Minuten vor der Ankunft fuhren wir geradewegs in den Sonnenuntergang, als es plötzlich vom Weg abging, der Wagen sich immer weiter nach rechts neigte … und wir auf einmal mit einem lautem Krach auf der Seite lagen. Das war ein Schreck! Geht es allen gut? Wie kommen wir hier raus? Nach einem kurzen Durcheinander konnten wir alle durch die Windschutzscheibe hinausklettern und erleichtert feststellen, dass es allen gut geht. Puh! Außer blauen Flecken und Prellungen ist alles heil. Doch der Schrecken saß uns noch in den Gliedern. Nachdem wir uns erstmal über unseren jungen Fahrer ärgerten (er hatte seine Sonnenbrille ja auf – aber nicht vor seinen Augen, sondern auf seiner Mütze grrrr....) und wir unsere Habseligkeiten vollständig aus dem Wagen geholt hatten, entspannten wir uns ein wenig. Und haben uns dann sogar ein bisschen amüsiert. Doch wie nun weiter? Handyguthaben hatte unser Fahrer leider nicht mehr. Zum Glück kam ein Motorrad vorbei, das im Dorf unserer Unterkunft dem anderen Auto Bescheid sagen konnte, dies holte uns dann ab. Aber was, wenn niemand vorbeigekommen wäre? Wenn wir nur mit einem Auto unterwegs wären? Wir hätten noch bis zur Unterkunft laufen können, aber was, wenn der Unfall früher passiert wäre? Hätte, wenn und aber sind aber total hinfällig...ist ja alles gut gegangen. Gott sei Dank! Und nach einem Sicherheits-Check beim Arzt des Dörfleins (den wir erst aus dem Bett klingeln mussten) checkten wir dann auch erleichtert und hungrig in „unser“ Salzhotel ein. Die Wände aus Salz, der Fussboden zentimeterdick mit Salz bedeckt, unsere Matratzen lagen auf einem Salzbett und die Tische und Stühle des Essensraums waren ebenfalls salzig. Merkwürdig nur, dass unsere Pommes ein bisschen zu wenig gesalzen waren... Wir waren sehr glücklich, dass noch am gleichen Abend ein Ersatzauto plus neuem Fahrer eintraf, so dass wir am nächsten Morgen unsere Fahrt fortsetzen konnten. Vorbei ging es an boulderähnlichen Steingebilden, die Falko zum Rumklettern animierten, an verschiedenst-bunten Lagunen, bei denen wir immer wieder auf Flamingos trafen und einmal sogar Vicuñas ganz nah erleben konnten. Vicuñas sind wildlebende Artverwandte der Lamas und Alpakas, deren Wolle die teuerste der Welt ist. Ein Paar Socken soll angeblich einige tausend Euro kosten... Den Tag beschlossen haben wir dann bei der Laguna Colorada („die Bunte Lagune“), die orange-rot gefärbt ist. Es kommt einem ein bisschen vor, als ob irgendeine Chemiefirma ihre Abwässer hier entladen hätte. Aber alles ist durch die verschiedensten Mineralien so gefärbt, jede Laguna hatte irgendwie eine andere Farbe. Wir dachten immer, dass Flamingos so rosarot sind, weil sie rote Krebstierchen essen. In diesem Fall stimmt es nicht, da aufgrund der verschiedenen mineralischen Zusammensetzungen der Lagunen kein Fische, Krebse oder andere Tiere vorhanden waren. Auch gab keine Algen o.Ä. Die Flamingos ernähren sich vom Plankton im See und sind eigentlich den ganzen Tag damit beschäftigt, mit ihrem Schnabel im Wasser und im Schlamm danach zu suchen. Anfangs dachten wir auch, dass die weißen Flächen in und an den Lagunen ebenfalls Salz sei, doch unser Fahrer meinte es wäre „Bor“. Wir waren skeptisch, doch leider wissen wir gar nichts über dieses chemische Element und wie es aussieht oder vorkommt, und so haben wir ihm mal geglaubt.
Am dritten Tag ging es etwas früher los als sonst und es war sehr kalt, Minusgrade! Aber wegen der Trockenheit kein Frost. Und es ging die Berge noch weiter hinauf, bis auf den höchsten Punkt unserer Tour, ca. 4960m. Ich kann mich nicht erinnern, je höher gewesen zu sein. Kurz darauf kamen wir bei einem kleinem Geysirfeld an. Da hat es wirklich heftig nach Schwefel gestunken. Wir waren jedoch nur einige Minuten aus dem Auto gestiegen, denn es war einfach eisig... wie schön, dass wir ca. eine halbe Stunde danach in heißen Thermalquellen (35°C) baden konnten, was ich (Falko) mit Freuden genoss :) Hach endlich wieder aufwärmen! Danach kamen wir noch zur Laguna Verde („die grüne Lagune“), die türkisfarben inmitten der grau-braunen Wüstenlandschaft schimmert. Danach ging es dann über die Grenze nach Chile in das kleine, aber atmosphärische Touristenstädtchen 'San Pedro de Atacama', das – wie der Name schon sagt – in der Atacamawüste liegt. Hier waren es ca. 35°C wärmer und wir konnten wieder in kurzen Hosen herumspazieren.

Salzhaufen, Salzpfuetzen, Salz"strasse", Salz....

Und mittendrin die Kakteeninsel

Nicht ganz perfekt, aber eines der typischen Spassfotos, die hier verknippst werden.

Und da standen wir nun (oder lagen?)und konnten den Sonnenuntergang geniessen...so voellig ungeplant=O)

Im Salzhotel....gleich gibts Fruehstueck!

Die scheuen Vicunjas hier mal ganz aus der Naehe.

Scheinen extra eine Choreographie fuer besonders verzueckte Touristen einstudiert zu haben.

Der beruehmte "arbol de piedra"- "Steinbaum"

ROT - die Laguna, Sarahs Jacke und unsere Gesichter von der Sonne.

Rechts dampft es, links friert es.

Kurz vor der chilenischen Grenze...die Laguna Verde...na vielleicht eher tuerkis...


Verloren in der Atacamawüste
Wir nahmen uns einen Tag Pause, um uns von den Strapazen der Tour zu erholen. Jetzt denkt ihr: Welche Strapazen? Die saßen doch nur im Auto! Naja, das stimmt größtenteils schon, aber wenn man den ganzen Tag auf unasphaltierten Buckelpisten durchgeschüttelt wird, ist das nicht sehr erholend. In San Pedro konnte man sich Fahrräder ausleihen, was wir prompt gemacht haben, da wir seit über einem halben Jahr nicht mehr auf einem Drahtesel saßen! Eigentlich wollten wir nur eine kleine Ausfahrt machen, aber irgendwie wurde doch ein größeres Unternehmen draus. Der Verleiher hatte uns noch eine Karte geschenkt und uns einige Tourvorschläge gegeben, von denen wir uns die Route durch den Tunnel (Kühle!) und das Todestal (hui...) aussuchten. Auf dem Weg dahin mussten wir leider auch ein wenig bergauf schieben, doch wir bekamen Begleitung von einem lieben Hunde-Päarchen. Anfangs folgten sie uns nur von Schatten zu Schatten und Verschnaufpause zu Verschnaufpause. Doch einige Streicheleinheiten später, begleiteten sie uns den ganzen Tag über. Und wie sich herausstellen sollten, waren uns diese treugesinnten Gefährten eine willkommenswerte moralische Unterstützung. Nach dem Tunnel haben wir nämlich den Abzweig verpasst (da hatten wir dem Verleiher wohl doch nicht richtig zugehört – Schilder gab es ja eh nicht) und folgten nun einem altem Flussbett, nur geleitet von anderen Fahrradspuren. Wir hofften irgendwann auf einen deutlicheren Weg zu kommen und fuhren immer weiter und weiter und manchmal mussten wir auch schieben bei dem Geröll. Und die Sonne brannte heiß. Jedesmal, als wir kurze Rast machten, suchten sich die Bonnie und Clyde – so haben wir die beiden genannt – einen Schattenplatz zum Ausruhen. Nach ca. 1h weitete sich das Tal dann zu einer einzigen Steinwüste, am Wegesrand lagen Skelette von Tieren, noch mit Fell dran... ist das das 'Valle de la Muerte' (Todestal)? Nun gab es keinen Schatten mehr, zum Ausruhen kamen die beiden Hunde jetzt immer zu uns, weil wir der einzige Schatten waren... und unser Wasservorrat ging auch langsam zur Neige... Weit, weit hinten entdeckten wir eine feste Strasse (mit Fahrzeugen!), das musste die nach San Pedro sein. Doch bis wir da ankamen, dauerte es nochmal 2 Stunden. Und nun mussten wir auch noch auf die Hundchen aufpassen, damit ihnen nichts passiert. Bonnie ist anfangs jedem Auto hinterhergejagt. Clyde war da schon vernünftiger und versuchte sie davon abzuhalten. Wir hatten echt Sorge, dass die beiden über den Haufen gefahren werden, aber am Ende sind wir alle heil und lebendig in San Pedro angekommen. Puh! Später hörten wir, dass die besagte Wüste „Llena de Paciencia“ („Voll der Geduld“) heisst. Na treffender kann es wohl kaum sein...=O)

Umgeben von Wueste und Hitze...aber noch frohen Mutes.

Clyde auf der Jagd...nach Schatten...


Auf dem Rückweg
Danach ging es weiter nach Arica im Norden von Chile. Eine Stadt am Pazifik war ein Wunsch von Sarah, damit wir das Meer sehen und baden gehen konnten! Aber es war kalt! Wir haben es nur ein paar Minuten drin ausgehalten. Und sind dann schnell über den heißen Sand zurück in den Schatten geflüchtet! Von Arica aus sind wir wieder in Peru eingereist. Leider haben wir nur ein Visum über drei Monate bekommen. Man sagte uns, dass es nur einmal im Jahr ein Visum über 6 Monate gibt. Hmm. Schade. Über Tacna ging es dann nach Lima, wo wir eine deutsche Bio-Bäckerei ausfindig machen konnten. Norbert Bloch ist mit einer Peruanerin verheiratet und hat seit 4 Jahren seine Bäckerei „Sieben Zwerge“ im Stadtteil Chorrillos. Wir haben uns nett mit ihm über die peruanische Brotkultur unterhalten und Brote(!) mit nach Huánuco genommen.

Aufgetankt und erholt...wieder dienstbereit .


Nun sind wir schon wieder einige Zeit da, aber dazu demnaechst mehr=O)
Liebste Segensgruesse an euch alle!