Hallo ihr Lieben, diese Woche verlief bis
Mittwoch sehr ruhig. Wir waren wenig unterwegs und haben lediglich
Kleinigkeiten im Büro erledigt. Am Mittwoch erhielt Kathy von Albertina, einer
jungen Erwachsenen aus dem Patenschaftsprogramm, einen Anruf, der den Rest der
Woche veränderte. Seit mehreren Monaten schon war ihre Mutter schwer krank, sie
konnte nicht mehr laufen, nicht mehr sprechen und bei allen alltäglichen
Aktivitäten war sie auf Hilfe angewiesen. Was sie genau für eine Krankheit
hatte und welche Ursachen zugrunde lagen, das weiss bis heute keine(r). Für
eine eingehende Untersuchung durch einen Spezialisten mangelte es der Familie
an Geld. Seit ca. 3 Wochen konnte sie auch keine feste Nahrung mehr zu sich
nehmen und hat nur noch Wasser getrunken. Letzten Mittwoch haben wir sie dann
gemeinsam ins Krankenhaus gebracht, dort hat sie Infusionen bekommen, am
Freitag kam sie auf Wunsch der Familie wieder nach Hause. Diesen Mittwoch ist
sie dann verstorben und nach dem Anruf kurz vor Arbeitsschluss waren wir erst
einmal alle ziemlich traurig und niedergeschlagen. Abends trafen sich dann Nachbarn, Freunde und das Team von Chance bei
Albertina zu Hause. Bei Kerzenschein haben wir dann gemeinsam gesungen und
gebetet. Ob nach dem offiziellen Teil dann noch mehr geschah, können wir gar
nicht sagen. Beim Gebet wurde Kathy nämlich ohnmächtig … wir haben uns dann um
sie gekümmert und sie nach Hause gebracht.
Am nächsten Tag (Do) fingen dann die Fragen
und die peruanische Bürokratie an. Um Albertina zu unterstützen, machte sich
das Chance-Team auf die Suche nach einem Arzt, der den Tod bestätigt. Man sagte
uns, dafür wäre der Arzt verantwortlich, der sie zuletzt behandelt hat.
Unpassenderweise streikte gerade an diesem Tag die Ärzteschaft des
Krankenhauses und der verantwortliche Arzt war auch telefonisch nicht zu
erreichen. Als wir ihn dann sprechen konnten, sagte er, dies sei nicht mehr
sein Zuständigkeitsbereich. Da sie auf eigenen Wunsch entlassen wurde, wäre nun
die Polizei verantwortlich. Dies alles dauerte seine Zeit. Letztendlich hat die
Staatsanwaltschaft den Tod amtlich festgestellt. Und auch die Beerdigung selbst
musste ja noch organisiert werden. Für sehr arme Leute stellt die Municipalidad
(das Rathaus) anscheinend einen einfachen Sarg kostenlos zur Verfügung, den wir
auch bekommen haben. Gemeinsam mit Albertina konnte Chance schließlich alle
Formalitäten erledigen.
Am Freitag Mittag wurde sie dann beerdigt. Wir
trafen uns wieder bei Albertina und machten uns gemeinsam mit Nachbarn,
Freunden und der Familie auf den Weg zum Friedhof. Auf einem Fußballplatz in
der Nähe wurde eine kleine Andacht gehalten mit Abschiedsworten, Gebeten und
Liedern. Der Ablauf des Ganzen verlief schlicht, einfach und natürlich. Die
Kinder rannten immer zwischendurch herum und es gab auch keine dunkle
Kleiderordnung.
Wir glauben daran, dass ihre Mum von vielen
mit Freude im Himmel empfangen wurde und nun all die Dinge genießen kann, die
sie solange nicht tun konnte. Trotzdem fehlt sie ihrer Familie sehr. Bitte
schließt Albertina und ihre Familie deshalb in nächster Zeit mit in eure Gebete
ein!
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